HEINZ

Die Idee ist nicht von mir. Ich hatte einen deutschen Freund. Er hieß Heinz. Er starb, als er 53 Jahre alt war. Eines Tages, als ich ihn traf, war er ganz gelb, ein geröstetes Gelb. Er war krank. Leberkrebs? Zirrhose? Er musste operieren werden. Das letzte Mal, als ich ihn sah, war er in einem Krankenhaus in Barcelona. Man hatte ihn vor einigen Tagen operiert. Nachdem die Ärzte ihm seinen Bauch aufgeschnitten hatten, sahen sie sofort, dass sie nichts mehr tun konnten. Sie hatten seinen Bauch von rechts bis links aufgeschnitten und sofort wieder zugenäht. Es war schrecklich anzusehen.

Seitdem ich ihn kannte, das war ungefähr zehn oder zwölf Jahre zuvor, trank er zwei oder sogar drei Gin Tonic jeden Tag. Es war immer am Abend. Nach zehn Uhr, beim Lesen, fing er an zu trinken. Als Schriftsteller hatte er nicht viel Erfolgt gehabt. Er hatte ein Buch über die gleichgeschlechtliche Prostitution geschrieben, so wie einige kleine Erzählungen in deutschen Zeitungen veröffentlicht. In Frankfurt an der Oder geboren, war er als Ost-Flüchtling aus dem Osten in die Bundesrepublik gekommen.

Eines Tages ließ er mich eine kleine Erzählung lesen. Es war ein alter Zeitungsausschnitt. An den Titel erinnere ich mich nicht mehr, aber sie erzählte ein persönliches Erlebnis: Eine Gruppe von Jugendlichen aus einem Lager marschierte in zwei Reihen. Mein Freund Heinz, sein voller Name war Heinz Günter, schrieb in der ersten Person. Der Junge erzählte von seiner Angst, seiner Müdigkeit und seinem Hunger. An der Seite der Kolonnen fuhren Militärlastwagen vorbei. In seinem Kopf war nur ein Gedanke: der Wunsch, das Bedürfnis, sich unter die Räder zu werfen, um sein Leiden zu beenden. Sich zu entscheiden war nicht so einfach. Plötzlich, als er sich schon entschieden hatte, sah er, wie der Junge vor ihm von den Rädern eines Lastwagens zerdruckt wurde. Der junge Mann hatte sich vor ihm entschieden.

Zwei Jahre vor seinem Tod hatte sich Heinz in Bangkok in eine Prostituierte verliebt.

Jordi Rodríguez-Amat

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